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Erosionsschutz - ein offener Brief

In der Kronen Zeitung vom 19. Juni 2018 wurde ein Artikel veröffentlicht, der sich mit einem der größten Probleme der Gegenwart befasst. Leider wird dieses Thema von einer Handelsmarke missbraucht und hat mich daher zu einem offenen Brief an den Redakteur Mark Perry und die Chefin von Ja!-Natürlich, Martina Hörmer bewegt.

 

Sehr geehrte Frau Martina Hormer,

 

sehr geehrter Herr Mark Perry!

 

 

 

Zuerst möchte ich mich im Sinne unseres Bodens für die Aufmerksamkeit bedanken, die Sie ihm zukommen lassen und die er sich auch redlich verdient.

 

Er ist nichts anderes, als das größte Kapital des Landwirts und damit geht eine generationsübergreifende Verantwortung einher, die in der heutigen Zeit kaum messbar ist.

 

Wir produzieren auf unserem Betrieb inzwischen seit mehr als 25 Jahren Kompost und beschäftigen uns seit vielen Jahren mit dem Thema Humusaufbau und aktiven Erosionsschutz in der Landwirtschaft. Wir führen eine Humusbilanz nach dem Modell der bioforschung Austria und legen jedes Jahr mehrere Versuchsreihen auf unseren Feldern an, die sich mit dem Thema Humusaufbau beschäftigen.

 

Mir persönlich waren die Mengen an Erde, die den Mississippi entlang fließen, bisher nicht bekannt, die Zahlen von Prof. Dr. Klik von der BOKU sind es aber: Wir verlieren in Österreich jährlich etwa 7 Tonnen Erde pro ha, in den Stauräumen der Donau werden jährlich 750.000 Tonnen Erde abgelagert.

 

Aus meiner Sicht gibt es für den Erosionsschutz vor allem 3 wesentliche Faktoren: ein gesundes Bodenleben, ausreichend „Futter“ für das Bodenleben und eine möglichst ganzjährig bewachsene Bodenoberfläche und Verwurzelung.

 

Da wir als Landwirte aber neben dem Erosionsschutz auch noch andere Ziele haben, zum Beispiel die bestmögliche Etablierung der Kulturpflanze und damit die Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln, muss man Maßnahmen ergreifen, die das Bodenleben stören.

 

Dazu gehören, neben den im Artikel angesprochenen Pflanzenschutzmitteln, auch alle Formen der Bodenbearbeitung. Jeder Eingriff in den Boden setzt Kohlenstoff frei, stört Humusverbindungen, tötet Bodenleben, kann aber bei einem richtig gewählten Zeitpunkt und der richtigen Maßnahme zu neuem Leben führen.

 

Dies gilt sowohl für den konventionellen als auch für den biologisch wirtschaftenden Betrieb. Vor allem biologisch wirtschaftende Betriebe brauchen dabei ein noch höheres Bewusstsein, da dort jede Regulierung von Begleitpflanzen einen Eingriff in den Boden erfordert.

 

Es gibt zahlreiche konventionelle und biologisch wirtschaftende Betriebe, die diesen Spagat zwischen Bodenschutz und Pflanzenschutz gut oder sehr gut schaffen, es gibt aber unabhängig von konventionell oder biologisch auch zahlreiche Betriebe, bei denen hier noch keine Bewusstseinsbildung erfolgt ist.

 

Ich halte das Thema des Bodenschutzes für viel zu wertvoll, als dass es für die Vermarktung einer Produktlinie missbraucht wird. Vor allem, wenn diese Werbelinie auf Kosten von mehr als drei Viertel aller Betriebe in Österreich geht, von denen viele einen wesentlichen Beitrag zum Thema Kohlenstoffbindung und Erosionsschutz leisten.

 

Ich nehme seit Jahren an zahlreichen losen und offiziellen Diskussionsrunden teil, in denen sich konventionell und biologisch wirtschaftende Betriebe austauschen und unterschiedliche Lösungsansätze diskutieren und so ein Miteinander für den Boden und die Umwelt erreichen. Als in Europa wohl einzigartiges Projekt möchte ich hier die Humustage in der Ökoregion Kaindorf erwähnen, bei denen hunderte konventionell und biologisch wirtschaftende Landwirte Schulter an Schulter Referenten aus der ganzen Welt zuhören, wie diese in Ihrem Wirkungsbereich Lösungen gefunden haben.

 

Eine Werbelinie, die derart gezielt auf undifferenzierte Diffamierung eines Großteils der Betriebe abzielt, hilft einer Marke, nicht dem Bodenschutz.

 

Ich biete Ihnen hiermit an, unseren Betrieb zur weiterführenden Recherche zu besuchen, um ein differenzierteres Bild vom Thema Bodenleben und Bodenschutz im konventionellen Landbau zu erhalten.

 

Gerne kann ich Ihnen auch Kontaktdaten von anderen landwirtschaftlichen Betrieben mit unterschiedlichen Herangehensweisen zum Thema zukommen lassen. Ich würde mich über eine ausgedehnte Berichterstattung mit dem Boden und wie wir ihn verbessern können als Schwerpunkt freuen.

 

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Franz Winkelhofer

 

Weiterführende Lektüre für Interessierte, eine kleine Auswahl
Weiterführende Lektüre für Interessierte, eine kleine Auswahl
Kommentare: 13
  • #13

    Hannes Lackner (Sonntag, 08 Juli 2018 09:28)

    Geschätzte Damen und herren vom Ja! Natrülich Team,

    Obwohl ich selber Bio Landwirt bin, bin ich mit der Art, wie in ihren Werbeauftritten meine konventionell
    wirtschaftenden Kollegen kollektiv schlecht dargestellt werden nicht einverstanden!

    Wenn es Ihnen, wie sie oben anführen , nicht darum geht andere schlecht zu machen, oder Schwarz-Weiß Malerei zu betreiben, dann wäre Ihnen dringend anzuraten Ihre Werbekampagnen etwas selbstkritischer zu betrachten,
    und Ihre Hier und Anderswo getätigten Aussagen hinsichtlich Inhalt und Wahrheitsgehalt zu überdenken.
    Der mündige Leser und Konsument könnte sehr rasch in seiner Vermutung bestätigt werden,
    dass es sich hier um bloße Lippenbekenntnisse handelt, deren einziger Zweck darin liegt,
    die nun in Misskredit geratene Werbelinie zu rechtfertigen und eventuellen Imageschaden für die Marke
    durch Schönreden abzuwenden.
    Wenn es ja so ist, wie sie in Ihrem Artikel oben anführen, dass eine Vielzahl von konventionell wirtschaftenden
    Landwirten die Ressource Boden sehr nachhaltig bewirtschaften, wenn sie ja offensichtlich wissend sind,
    was die diversen Öpul Programme und die von Ihnen erwähnte fundierte Ausbildung der Landwirte betrifft,
    was verschafft ihnen dann die Rechtfertigung eben genau diese Bauern pauschal zu misskreditieren?

    An Oberster Stelle steht, und das ist Ja! Natrülich, die profilierung der eigenen Marke, die Steigerung
    des Umsatzes und des Gewinnes.
    Das ist legitim, aber nur solange, solange dies nicht mit diskreditierenden
    oder unwahren Aussagen und Argumenten versucht wird zu erreichen.

    In Einem stimme ich mit Ihnen überein, nämlich dass die Resource Boden
    als unwiederbringliches, kostbares Gut so weit als möglich zu schützen ist.
    DerTATsächliche Schutz dieses Gutes geschieht aber nicht durch Lippenbekenntnissen von Politikern, Umweltaktivisten, Handel..., sondern TATsächlich geschieht das durch die Landwirte selbst.
    Eine fortwährende Geringachtung Seines Tuns, kann auch so manchen Landwirt
    von seinem Boden und seiner Arbeit vertreiben- ebenfalls unwiederbringlich.
    Mit besten Grüßen,

    Hannes Lackner



  • #12

    Ja! Natürlich (Sonntag, 01 Juli 2018 12:24)

    Wir haben zur aktuellen Kampagne bereits eine Klarstellung veröffentlicht, auch hier möchten wir dies nochmals betonen:
    Unsere aktuelle Werbe-Kampagne „Gesunder Boden“ hat viele Reaktionen hervorgerufen und vor allem eine sehr emotional geführte Diskussion mit und innerhalb der Landwirtschaft ausgelöst.
    Einerseits begrüßen wir die entstandenen Diskussionen, weil das Bewusstsein für die Bedeutung eines gesunden Bodens als Basis für hochwertige Lebensmittel in Österreich noch viel zu wenig ausgeprägt ist.
    Auf der anderen Seite wollen wir unmissverständlich festhalten: Das Ziel unserer Kommunikation ist es immer, die Leistungen unserer Biobauern und in weiterer Folge der Marke Ja! Natürlich hervorzuheben. Es geht uns nicht darum, andere schlecht zu machen oder Schwarz-Weiß-Malerei zu betreiben.
    Klar ist: Nicht nur für die Bio-Bauern ist ein gesunder Boden von besonderer Bedeutung! Auch eine Vielzahl konventionell wirtschaftender Landwirte behandeln die wichtige Ressource Boden sehr nachhaltig. Sie tun dies motiviert durch die eigene Überzeugung, durch fachlich fundierte Ausbildung und professionelle Umsetzung am eigenen Betrieb, zusätzlich intendiert durch das Förderprogramm ÖPUL.
    Unabhängig von emotionalen Diskussionen wollen wir klar und deutlich aussprechen, was in Österreich bislang zu wenig thematisiert wurde: Ein gesunder Boden ist zentral für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Ackerflächen und für die zukünftige Lebensmittelversorgung! Und unabhängig davon, ob ein landwirtschaftlicher Betrieb biologisch oder konventionell wirtschaftet, bedarf es intensiver Anstrengungen, wenn man die wertvolle Ressource Boden nachhaltig nutzen und für die nächsten Generationen bewahren möchte.
    Im Interesse Österreichs und seiner Bevölkerung geht es daher darum, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen und gemeinsam FÜR einen gesunden Boden einzutreten.
    Das Ja! Natürlich Team

  • #11

    coach der bodenfruchtbarkeit (Mittwoch, 27 Juni 2018 18:03)

    korrigiere Rewe

  • #10

    coach von bodenfruchtbarkeit (Mittwoch, 27 Juni 2018 17:55)

    hallo franz!

    frau hörmer sind gewaltig überheblich. "es tut uns leid"
    ist keine Entschuldigung! - wir warten darauf!

    das sich ihre Firma bzw sie sich wieder betätigen an
    einer menschen-/personengruppenhetze ist ebenfalls
    sehr verwerflich und sollte sie zum nachdenken stimmen
    und es wieder in die ordentliche bahn bringen!

    zum Thema fa. hofer als Schutzpatron fürn Regenwurm/erosionschutz,
    da müssen sie sich mal weiterbilden, aber nicht in Sachen
    Marketing. leider sind die ekeligen Pilze und Bakterien, die
    wiederum nicht so gut vermarkten lassen, um sehr viel wichtiger
    für die bodenfruchtbarkeit und entgegenwirken der Erosion.
    der Regenwurmpapst in der Landmaschinenbranche hr horsch
    Michael versucht vergeblich nennenswert den humuswert übern
    Regenwurm zu heben und dass schon über mehrere Jahrzehnte.
    tja, ekelige Pilze und Bakterien damit läßt sich kein Marketing
    und Profit für firmen lukraieren.

    franz weiß genau, dass ich über eine 2 mill. km2 große fläche
    (von Nordwest Frankreich bis Südost Plattensee) Landwirte coache
    in Thema bodenfruchtbarkeit, alleine die detailierte bodenanalyse
    von dessen betriebe wiederspricht ihren geschriebenen, ich konnte
    keinen unterschied erkennen das eine gruppe (konventionell oder bio
    sowie weitere Unterteilungen) hier besser oder schlechter ist.
    leider frau hörmer sind die besten betriebe sogar konventionell,
    da sie weniger begrenzende Faktoren haben, aber sage zeitgleich
    die besten biologisch wirtschaftende sind auch fast so gut. die
    konventionellen sind im flächenausmaß jedoch ungeschlagen weit vorn.

    also liebe frau hörmer, wenn sie weiterhin unseriöse Werbung,
    die der hetze gleicht, betreiben sehen wir uns gezwungen
    dagegen weiterhin gegen ihren Blödsinn fachlich in der
    breiten medialen öffentlichkeit auf zu tretten gegen fa. hofer.
    genau deswegen bitte ich sie hiermit sehr höflich das sie
    eine "Entschuldigung" in den selbigen vorangegangen medien zu
    schreiben, sowie ihre Marketingschiene auf hetzelos zu verbessern.

    mit freundlichen verbleib
    Manfred.


  • #9

    Martina Hörmer (Dienstag, 26 Juni 2018 14:30)

    Sehr geehrter Herr Winkelhofer!
    Danke für Ihre ausführliche Auseinandersetzung mit dem wichtigen Thema Bodengesundheit und Ihre Rückmeldung zu unserer aktuellen Kampagne bzw. dem oben angeführten Artikel. Wir schätzen jeden Beitrag zum Schutz der wichtigen Ressource Boden, sei es durch Bewusstseinsbildung oder aktive Arbeit am Feld. Ihr Beitrag scheint besonders groß zu sein und dafür möchten wir Ihnen unsere ausdrückliche Wertschätzung aussprechen. Mit den Kommunikationsmaßnahmen rund um das Thema „Gesunder Boden“ ist es wie immer unser Ziel, die Leistungen unserer Biobauern und der Marke Ja! Natürlich hervorzuheben. Um die Leistungen unserer Biobauern für einen gesunden Boden hervorzuheben, verwenden wir klare Bilder und für alle verständliche Botschaften - in unserem Fall den Regenwurm als Indikator für einen gesunden Boden. Wenn Sie das als Angriff verstanden haben, tut uns das leid.

    Gleichzeitig möchten wir festhalten, dass wir das Thema „Gesunder Boden“ nicht ohne Grund gewählt haben. Wir haben uns intensiv mit den vorhandenen Studien und mit Experten der BOKU Wien sowie der FIBL auseinandergesetzt. Klar ist: Eine wichtige Aufgabe der biologischen Landwirtschaft ist es, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten oder aufzubauen. Ein fruchtbarer, humoser, krümeliger, lebendiger Boden ist nach wie vor die beste Garantie auch in Zukunft nicht nur beste, gesunde Lebensmittel zu ernten, sondern auch große Mengen an CO2 zu binden und damit das Klima zu schonen, Wasser aufzunehmen und zu filtern, oder auch die gesamte Kette der Biodiversität zu erhalten. So bestätigte uns auch Andreas Kranzler von FiBL Österreich: „Besonders positiv wirkten sich eine vielfältige Fruchtfolge mit Einschließen von Leguminosen und organischer Dünger auf die Häufigkeit und Aktivität der Bodenmikroben aus. Unsere Studien zeigen auch, dass die Anzahl an kleinsten Bodenlebewesen auf Bio-Äckern im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft deutlich höher ist.“

    Wir sind seit rund 25 Jahren verlässlicher Partner für viele Biobäuerinnen und Biobauern in Österreich und wollen in unserem Bereich die unzähligen positiven Leistungen besonders hervorheben – auch mit der aktuellen Kampagne. Wenn konventionelle Betriebe auch jetzt schon diese Grundsätze zur Bodengesundheit umsetzen, ist der Schritt zu einem anerkannten Biobetrieb nicht mehr weit.

    Mit freundlichen Grüßen
    Martina Hörmer

  • #8

    Müllner Wolfgang (Samstag, 23 Juni 2018 07:54)

    Sehr guter Komentar mfg Wolfgang.

  • #7

    Leonhard Ottensteiner (Freitag, 22 Juni 2018 15:49)

    Danke Franz, für deine schlüssige Darstellung der Fakten! Bitte nicht müde werden und gegen die Perry's und andere geistlose Selbstdarsteller fachlich auftreten.
    LG
    Leonhard

  • #6

    Bernhard Kienberger (Freitag, 22 Juni 2018 09:54)

    Bravo!
    Servus Franz, sehr guter Beitrag zum Thema!
    Hast Du auch schon Antwort bekommen?
    Weiter alles Gute und viel Erfolg!
    LG
    Bernhard

  • #5

    Gottfried Hauer (Donnerstag, 21 Juni 2018 20:57)

    Sehr gut geschrieben! !!
    Spitze!
    LG Gottfried

  • #4

    Bartmann Josef (Donnerstag, 21 Juni 2018 20:26)

    Dankeschön für die Stellungnahme, korrekt, sachlich und untermauert mit entsprechenden Daten und Fakten. Hoffentlich kommts auch an..
    Bartmann J.

  • #3

    Hubert Seiringer (Donnerstag, 21 Juni 2018 12:49)

    Servus Franz,
    Ausgezeichnet sachlich, diplomatisch und richtig formuliert!
    Du bist mit Leib und Seele Bauer, Kompostierer und Bodenschützer
    Als KBVÖ-Obmann kann ich nur danke sagen und bitte weiter so!
    LG
    Hubert

  • #2

    Franz Grötschl (Mittwoch, 20 Juni 2018 21:43)

    Franz toll und fachlich vollkommen richtig argumentiert! Ich bin auch ein Mitglied der Ökoregion Kaindorf. Wir haben reinen Sandboden und genau aus diesen Grund beschäftigte ich mich als konvenioneler Betrieb mit Bodenfruchtbarkeit und Erosionsschutz! LG Franz

  • #1

    Elisabeth Bartosch (Mittwoch, 20 Juni 2018 20:17)

    Guten Abend
    Hut ab,u.Achtung von der Franz Winkelhofer.....weiter so,l.g.Lisa